Biber an der Elbe

Bericht von Mona und Georg Golly, 2022

Das Jahr 2022 war leider kein glückliches Jahr für unsere Biber an der Elbe zwischen Geesthacht und dem Sandkrug in Schnakenbek.

Bei den Sturmfluten im Februar wurden drei der acht uns bekannten Burgen abgetragen, zum Teil auch stark beschädigt. Zwei davon scheinen bis heute verlassen zu sein. Die dritte Burg in der Nähe des Feldherrnhügels, die uns seit 2015 und damit am längsten bekannt ist, wurde zu unserer großen Freude allerdings wieder von Bibern aufgebaut. Dort war alles in Ordnung ­– Fraßspuren in Burgnähe zeigten uns, dass die Biber hier wieder aktiv waren.

Doch dann der große Schreck: Auf unserem Kontrollgang zu den Revieren im November sahen wir, dass die schöne Burg fast komplett abgeräumt war, nur einzelne Stöcker lagen noch herum. Wir konnten es kaum glauben! Was ist hier passiert?

 

Nach intensiver Suche fanden wir in unmittelbarer Nähe die schockierende Ursache: Reste eines Lagerfeuers. In den verkohlten Überresten entdeckten wir eindeutig Stöcker aus der Biberburg. Möglicherweise geschah die Zerstörung aus Unwissenheit, trotzdem ist dieser Eingriff eine strafbare Handlung. Denn der Biber hat in Deutschland die höchste Schutzstufe. Weder er selbst noch seine Umgebung darf gestört oder gar zerstört werden.

Da die wasserliebenden Nager sehr scheue Tiere sind, vermuten – und hoffen – wir, dass sie bei der massiven Störung rechtzeitig das Weite gesucht haben. Und wir hoffen, dass sie sich in ihrem Revier, das bis zu sechs Flusskilometer groß sein kann, eine neue Burg bauen – oder vielleicht sogar schon gebaut haben.

 

Zusammen mit Frau Stüber vom Fachdienst Umwelt der Stadt Geesthacht, Heike Kramer (1. Vorsitzende NABU Geesthacht) und Ralf Schütze-Buzello (NABU Geesthacht, Naturschutzwart) sahen wir (Biberbeauftragte NABU Geesthacht) uns den Tatort an. Uns lag besonders am Herzen, dass die Presse die Leser*innen über dieses Vergehen informiert – so berichtete u. a. die Lauenburgische Landeszeitung am 30. November 2022 darüber. Denn es ist wichtig, dass die Menschen die Biberburgen als solche erkennen und ausreichend Abstand dazu halten, um den Lebensraum der Nager nicht zu gefährden.

 

Wir behalten die Reviere natürlich weiterhin im Auge und hoffen, dass es in Zukunft keine weiteren Verluste mehr gibt.


Bericht von Mona und Georg Golly, 2021

Nachdem der Biber in Europa als fast ausgerottet galt, ist nun seit einiger Zeit eine natürliche Wiederbesiedlung entlang der Elbe zu beobachten. In den 1990er Jahren gab es erste Meldungen von Biberspuren bei Lauenburg und im Bereich des bis nach Geesthacht reichenden Naturschutzgebietes Hohes Elbufer. Hier befindet sich ein idealer Lebensraum für die vegetarischen Nager, der ihnen ein großes Angebot an Nahrung und Baumaterial bietet: Weiden, Pappeln, Erlen, Eschen, Gräser, Schilf und Wasserpflanzenrhizome – all das finden sie hier.

 

Mittlerweile zählen wir acht bekannte Reviere mit Biberburgen zwischen der Geesthachter Elbbrücke und dem Sandkrug in Schnakenbek. Da die Elbufer aber dicht bewachsen und unwegsam sind, können sich dort noch weitere, bislang unentdeckte Burgen befinden. Auch die dämmerungs- und nachtaktiven Bewohner sind nicht zuletzt wegen ihrer Scheu selten persönlich anzutreffen. Aufgrund der offensichtlichen Baumfällungen, Biberrutschen und -pfade sowie Fraß- und Nagespuren können wir jedoch davon ausgehen, dass in jedem der bekannten Reviere mindestens ein Biber lebt und aktiv ist. Durchschnittlich teilen sich drei bis vier Tiere ein Revier, daher könnte der Elbbereich zwischen Geesthacht und Schnakenbek momentan die Heimat von etwa 30 Bibern sein. Auf der niedersächsischen Elbseite sind uns zwischen Avendorf und Rönne drei bewohnte Burgen bekannt.

 

Doch nicht nur die Biberburgen können an der Elbe entdeckt werden, sondern seit dem 27. August 2021 auch ein Biber, der garantiert nicht scheu ist: Revierförster Hannes Koopmann schnitzte aus Eichenholz eine Skulptur des Nagetiers und würdigte somit das 25. Jubiläum der erfolgreichen Rückeroberung seines Lebensraumes zwischen Geesthacht und Schnakenbek. Zu finden ist der Holzbiber am Geesthachter Elbwanderweg und markiert den Anfang des Biberpfads in Richtung Schnakenbek.

 

Ein weiteres Highlight dieses Sommers war eine von Jens Gutzmann organisierte Kanutour für die aktiven NABU-Mitglieder. Am 18. Juni 2021 begaben wir uns mit den schmalen Booten auf die breite Elbe und beobachteten die Biberburgen einmal von einer anderen Perspektive. Kurz sahen wir auch einen Biber beim Schwimmen den Kopf aus dem Wasser strecken – doch im nächsten Moment war er schon wieder abgetaucht.

 

So, wie sich der Biberbestand in der Vergangenheit an der Elbe entwickelt hat, kann es auch gerne zukünftig weitergehen – und vielleicht sehen wir dann auch bald wieder Jungtiere.