Das 2021 auf Feldern von Biolandwirten gestartete Blühstreifen-Monitoring wurde auch in diesem Jahr fortgeführt. Ein besonderer, herzlicher Dank geht an das motivierte und engagierte „Monitoringteam“.
Im letzten Jahr konnte von einer überwältigenden Artenvielfalt berichtet werden, in diesem Jahr sind die Resultate „überschaubar“, u. a. weil sich Ampfer und Melde auf der Fläche so stark vermehrt haben, dass verfrüht gemäht werden musste, um ein Aussamen zu reduzieren. Wir haben beschlossen, im nächsten Frühjahr zwei Flächen komplett neu einzusäen und mehreren neueren Studien zu folgen, nach denen eine Blühstreifenbreite von 20m
(bisher 6m) empfohlen wird.
Auf diese Weise wird nicht nur die Insektenwelt gefördert, sondern zusätzlich entstehen wichtige Rückzugsorte und Kinderstuben für Niederwild (insbesondere für die gefährdeten Rebhühner), auch Feldlerchen sollen davon konkret profitieren. Sogenannte Lerchenfenster (Flächen von 3m x 7m ohne Einsaat) sind geplant um z. B. Rebhuhnküken die Chance zu geben, die unbedingt notwendige tierische Nahrung in den ersten Lebenswochen zu bekommen. Darüber hinaus sollen neben den Knicks Brachstreifen von 2m über mehrere Jahre unbearbeitet gelassen werden, weil die Brut von vielen Insektenarten 2-3 Jahre in den Bodenstollen braucht, um sich überhaupt entwickeln zu können.
Die angedachten Maßnahmen wurden mit dem Projektinitiator Andreas Koop (Vorsitz Rindergilde) sowie Landwirtin Ines Tretau und dem Erdmannshof (Familie Voß) vereinbart. Ferner wurde eine direkte, zeitnahe Kommunikation zwischen den Landwirten und dem NABU Geesthacht abgesprochen.
Einige naturinteressierte, private Sponsoren haben unter der Regie und Koordination von Andreas Koop (Vorsitzender der Rindergilde) in Kollow ca. 2 km Blühstreifen für den Naturschutz angelegt. Realisiert wurde das Projekt auf Äckern vom Erdmannshof und von Ines Tretau.
Auf Wunsch führten wir unter der Leitung von Heike Kramer zusammen mit Schülern des Otto-Hahn-Gymnasiums ein Monitoring über mehrere Monate durch. Es ging um die Dokumentation der vorhandenen Pflanzen- und Tierarten auf den 6 m breiten Blühstreifen.
Durchführungsmethode
Speziell für im Osten von Hamburg häufig vorkommende Tierarten wurde ein Quick guide (POWER POINT) gedruckt und Zähllisten (EXCEL) erstellt, um die Funde möglichst einfach und trotzdem konkret bestimmen zu können. Seltenere Arten wurden mit Fotos über BestimmungsApps identifiziert und dann später über die Wikipedia Datenbank zusätzlich gecheckt. Bei diesem Tagmonitoring wurden keine Tiere wissenschaftlich mikroskopisch untersucht oder der Natur entnommen.
Bereits im ersten Jahr ist das Ergebnis beeindruckend:
insgesamt Tausende von Individuen!
Die Fliegen bildeten sogar eigene Beziehungsgeflechte (z. B. „Jäger und Gejagte“) mit mehreren Raubfliegenarten, einer Vielzahl von Schwebfliegen, Dungfliegen, Igelfliegen, Skorpionsfliegen usw. Die Schwebfliegen zählen zu den landwirtschaftlichen Nützlingen, weil die Larven mehrerer Arten Blattläuse fressen und die ausgewachsenen Fliegen (Imagines) wichtige Bestäuber sind.
Auch wenn man Vögel normalerweise nicht direkt einem Blühstreifen zuordnen kann, ist es doch eindeutig, dass die erhöhte Insektenanzahl unseren Grasmücken (Nester im angrenzenden Knick) sehr geholfen hat. Im September haben Gruppen von Buchfinken, Grünfinken und Spatzen die Samen der bewusst spät gemähten Blütenstände „geerntet“.
Zum Vergleich:
Im angrenzenden Haferfeld auf einem Streifen vergleichbarer Breite war die „Ausbeute“ des Tiermonitorings deutlich geringer: Lediglich ca. 10% der Artenanzahl des Blühstreifens wurde gefunden! Ein Unterschied wie Tag und Nacht.
Blühstreifen sind zusätzlich wichtige Verbindungswege und Rückzugsorte für viele Tierarten.
Obwohl unsere Erwartungen übertroffen wurden, ist für Februar 2022 ein Treffen mit allen Beteiligten geplant, um über Optimierungen bzgl. Saatgutmischung, Flächengestaltung und Mahd zu diskutieren.